Shootingpreise – Warum ist das eigentlich alles so teuer?

Jessica Grossmann Warum ist das alles so teuer?-1

Seit einer ganzen Weile möchte ich dazu einen Artikel schreiben, dem hochkomplexen Thema der Preisgestaltung. Ich kenne kaum einen Fotografen, der bei dem Thema nicht ins Stottern gerät. Man will nicht zu teuer sein, aber auch nicht zu günstig, die Kosten müssen gedeckt werden und meine kleine Mietz möchte auch ihren Napf gefüllt haben. :)

Eines gleich vorweg – ich habe da zwar viel Glück mit meinen (potentiellen) Kunden, aber ab und an erreichen mich Nachfragen, warum das denn „alles so viel kostet“ – und dann diskutiert man mit Kunden über die Leistung, wobei diskutieren ja eigentlich das falsche Wort ist – erklären trifft es eher. Und das muss doch nicht sein :) Ich möchte es damit auch etwas transparenter und nachvollziehbarer für Euch gestalten. Daher hab ich mir zum Montagabend überlegt, schreib ich das doch einfach mal für jeden zugänglich auf und illustriere es gleich noch (hatte vorher noch 2 Storyboards fertig gestellt und war im Flow…), da ich das heute passender als ein Foto fand.

Wie kommen also Preis und Budget zusammen?

Ich arbeite mit umfangreichen Equipment, damit ich auf die verschiedensten Situationen bei einem Shooting bestens vorbereitet bin und ihr die Bilder bekommt, so wie ihr es euch vorstellt. Das heißt aber auch, es ist immer einiges an Gepäck dabei. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich es weglasse, benötige ist es meistens genau dann..
So habe z.B. immer als Backup eine zweite Kamera bei Hochzeitsreportagen dabei.
Auch mehrere lichtstarke Objektive, einiges an Reflektoren, Stative, eine Blitzanlage, Aufsteckblitze etc. gehören zu meiner Standardausrüstung.

Essentiell sind für mich auch mindestens zwei leistungsstarke Rechner (lokal & mobil), ein kalibrierter Monitor, mehrere Bearbeitungsprogramme, unzählige Speicherkarten, Akku’s, Ladegeräte, Kabel, Fototaschen bzw. Rucksäcke, Stative und last but not least jede Menge Speicherplatz um die Daten mindestens zweifach zu sichern.

Durch den Verschleiß (der ganz normal ist, wenn man es so viel wie ich benutzt und oft unterwegs ist) gehen manchmal Sachen nach mehrjähriger Nutzung kaputt und müssen regelmäßig erneuert oder repariert werden. Und das kommt gar nicht so selten vor.
Wie ihr sehen könnt, ist das schon ne ganze Menge und sicher nicht vollzählig.

Da sind wir also schon bei den Ausgaben angekommen. Dazu gehören weiterhin die Versicherungen – angefangen von der Krankenversicherung, Rentenversicherung, Autoversicherung, die für das Equipment, Unfallversicherung, Haftpflicht etc. damit ich nachts gut schlafen kann.
Vergessen sollte man auch nicht die Miete für Studio, Strom, Telefon- / Internetkosten, die Requisiten (die so oft ein tolles Foto ausmachen), die Umsatz- und Einkommensteuer und Beiträge für Handwerkskammer.

Im Gegensatz stehen die Arbeitsstunden (die Nutzungsrechte lasse ich an der Stelle mal außen vor), was mein Einkommen darstellt:

Diese gliedern sich bei mir folgendermaßen auf:

– Bildbearbeitung (bei mir als Richtwert mindestens die doppelte Zeit als das Shooting selbst)
– Vorgespräche per Telefon, persönliche Vorgespräche vor Ort
– Mails & Anfragen beantworten, Angebote schreiben
– Ideenausarbeitung, Planung, Shootingvorbereitung, Locationcheck (was gibt es für interessante Gegebenheiten vor Ort, die die Fotos einmalig machen)
– Entwicklung der Storyboards (damit entwickle ich speziell auf euch zugeschnittene Motive)
– Fort-/ Weiterbildung
– Recherche, freie Arbeiten (seit über halben Jahr gar keine einzige)
– Buchhaltung, Papierkram
– Datensicherung (alles andere geht nach hinten los)
– 1000 kleine, spontane Dinge – die immer gerade kommen, wenn es so gar nicht passt

Im Schnitt sind das 50% Organisation, 30% Bildbearbeitung und am Ende eben nur 20% Fotografieren. Und da sind die 20% Arbeitszeit, welche ich bezahlt bekomme. Und wenn ich überlege, ist es meist nochmal etwas darunter.

Mein Qualitätsanspruch

Ich investiere sehr viel in die Qualität meiner Arbeit. Weiterentwicklung finde ich extrem wichtig. Ich liebe meinen Job und habe so viele Ideen in Kopf, die ich gern umsetzen möchte. Ich freue mich einfach wahnsinnig, wenn ich besondere Fotos mache. Das gibt mir Energie. Kunden fragen mich oft, wie ich es schaffe, z.B. 17 Stunden bei einer Hochzeit zu fotografieren. Wenn ich wieder einen schönen Augenblick aufgenommen habe, freue ich mich so sehr, dass die Arbeit dann ganz von alleine geht. Diese einzugartigen Momente einzufangen und es jedesmal noch ein Stück besser zu machen, treibt mich an. Das vermittle ich meinen Kunden und deshalb vertrauen Sie mir.

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt ist die Wertschätzung, welche eng mit Anerkennung & Zufriedenheit verknüpft ist und für mich ein wichtiger Antreiber ist. Diese erfolgt nun mal auch in Form von Bezahlung, indem der Kunde den Wert meiner Arbeit schätzt.

Bilder, seien es die mit den Liebsten oder aber eine kleiner Augenblick, den ich mit einem tollen Ergebnis verknüpfe, geben enorme Kraft und dieser Wert ist manchmal einfach unbezahlbar.

So, ich wünsche mir, dass ich Euch bzgl. der Preiszusammensetzung etwas weitergeholfen habe und als Dankeschön für diesen mal etwas anderen Eintrag gibt’s spätestens DO wieder ne tolle Hochzeitsreportage – bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Woche mit hoffentlich mal hitzefrei :)

Eure Jessie